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Erfahrungsbericht 9

ROPANA Wochenende am Mondsee

Vom 31. Aug bis 06. Sept.2002

Erfahrungsbericht eines „Nicht- Stotterers“. 

Urlaub am Mondsee im schönen Salzkammergut als reine Begleitperson eines Stotterers.
Während meine Partnerin an Ihrem Sprechen arbeitet, sitze ich im Cafe, wandere durch
die hügelige Landschaft oder liege im Strandbad; welch schöne Vorstellung. Mit dieser
„Gewissheit“ erreichen wir am Samstagnachmittag das Jugendgästehaus in Mondsee.

Aber dann, 5 Minuten vor Seminarbeginn, das überraschende Angebot von Roland Pauli
am ROPANA Seminar (aktiv) teilzunehmen. Die Herausforderung für einen
„Nicht- Stotterer“!(?) Nach kurzer Zeit die ersten Unsicherheiten. Was erwartet mich?
Wie werde ich als „Nicht- Stotterer“ von der Gruppe aufgenommen? Viel Zeit zum
Überlegen bleibt mir nicht. Denn bevor diese Gedanken zu Ende gedacht werden können,
stehe ich bereits bei laufender Kamera vor der Gruppe und stelle mich vor. Auf was
habe ich mich da nur eingelassen?

Und ehe ich mich recht versehe, bin ich bereits mitten drin im Seminarprogramm:
Leitsätze vorlesen, die drei Elemente der ROPANA Methode aktiv beim Sprechen
anwenden, Schaltvorgänge von Synapsen im Gehirn und die Funktion der
Amygdala kennenlernen,
die Basis- Konditionierung anwenden .......

Beim Sprechen lasse ich meinen kühlen Atem angemessen kommen, mit ca. 60 Leitsätzen
stimme ich mich in den Tag ein, vor jedem Satz gönne ich mir 3 Sekunden Pause
(Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig). Und das soll meine Sprechflüssigkeit
fördern? Ich habe doch bereits unzählige Reden gehalten, auch vor großem Publikum.

Roland und die Gruppenmitglieder sind anspruchsvolle Zuhörer. Wiederholungen
und die unmittelbare Nachbereitung bei „Versprechern“ gehören in diesem Seminar zum
„Guten Ton“. Das gilt auch für mich.

Auffällig ist nach kurzer Zeit die „Wohlfühlatmosphäre“ und der lockere Umgangston
untereinander. Niemand wird wegen seines Sprechens oder seiner Persönlichkeit kritisiert.
Die Atmosphäre ist warm und herzlich. Die gute Laune steigt unaufhaltsam,
der Redefluss ebenso. 

Ganz nebenbei erfahre ich auch etwas über die Ängste von Stotterern beim Sprechen.
Dass bestimmte Situationen für Stotterer zu einem nahezu unüberwindbaren Hindernis
werden können war mir neu: Denn Telefonieren ist für mich ja die normalste Sache der
Welt.

Roland denkt bei all dem auch an die Mitmenschen in unserem Umfeld. Bestimmte
Sprechsituationen werden „sozialverträglich“, natürlich und souverän eingeübt,
so dass Stresssituationen erst gar nicht entstehen. Störfaktoren, wie Zwischenrufe und
Unterbrechungen während eines Vortrages, sind seit dem für die Absolventen dieses
Seminars eine willkommene Herausforderung. Entweder darauf eingehen oder unbeirrt,
selbstbewusst und - selbstverständlich im Brustton der Überzeugung - weiterreden.

Dann stellen sich zu meiner großen Verblüffung bereits nach wenigen Tagen intensiver
Sprechübungen und deren Nachbereitung die ersten Veränderungen bei den Teilnehmern ein.
Auch bei mir, dem „Nicht- Stotterer“. Da werden lange Textpassagen gut artikuliert
ohne Versprecher vorgetragen. Ich bekomme den Eindruck, das ein Außenstehender
kaum noch den einzigen „Nicht- Stotterer“ in dieser Gruppe auf anhieb erkennt.
In mir keimt der Verdacht „Die Stotterer fangen an, mich in der Rhetorik zu überholen“.
Ich kann es kaum glauben und bin (fast) „sprachlos“.

Und dann reift die wichtige Erkenntnis, das Thema Stottern geht auch mich etwas an in
unserer Partnerschaft. Mein neuer Leitsatz lautet daher: Ich unterstütze meine Partnerin
von ganzem Herzen bei der Umsetzung der drei Elemente im Alltag. Ein aufregendes
Abenteuer.

Die ROPANA Methode ist für mich darüber hinaus auch in vielen anderen
Alltagssituationen eine nützliche Hilfe, z.B. im Sport, bei allen stressbeladenen Situationen,
in der Partnerschaft, bei beruflichen und persönlichen Herausforderungen.

Dass sich die Qualität meines Sprechens noch gesteigert hat, ist ein toller (Neben-)Effekt.
Ich bin begierig, die neuen Erkenntnisse in der Praxis einzusetzen.

Am Donnerstag beim „Bunten Abend“ ist die Stimmung auf ihrem Höhepunkt.
Es werden mit größtem Vergnügen Reden geschwungen, Sketche vorgetragen und es
wird viel gelacht.

Ich wünsche allen Absolventen dieses ROPANA Seminars im Alltag d.h. außerhalb des
 „Schonraumes“ die notwendige Kraft und Ausdauer bei der Umsetzung der 3 Elemente.
Behaltet die „traumhafte Leichtigkeit“ beim Sprechen bei, damit das konsequente
Üben zu noch mehr Lebensqualität führt. Die Wohlfühlatmosphäre im Jugendgästehaus
am Mondsee und der ausgezeichnete Service des Hauses sind eine wichtige Grundlage
für die Verankerung des Erfolges. Die Erinnerung an die vielen positiv verlaufenen
Situationen wird meine Stimme in jeder Situation angenehm schwingen lassen.

Wie ich erfahren durfte, bedeutet die Teilnahme der Partner von Stotternden an solchen
Seminaren eine große Unterstützung und Bereicherung für beide Seiten. Der Gewinn in
unserer Partnerschaft ist bereits unmittelbar nach dem Seminar eingetreten.
Das gegenseitige Erinnern festigt das erlernte Wissen und erhöht die (Sprech-)Sicherheit.
Gemeinsame Gespräche werden seitdem unter Beachtung der 3 Elemente spielerisch bzw.
locker angegangen und führen zu besseren Lösungen. Es war eine aufregende und
abwechslungsreiche Woche, an die wir gerne zurückdenken.

W. Hellwig
 

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