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Die Ropana®-Methode - der mentale Weg aus dem Stottern

(Roland Paulis Nachbereitungs-Methode)

Jeder Stotternde kennt das Phänomen, in einem gelösten Zustand flüssig sprechen zu können.

Ziel ist es, gerade in kritischen Situationen möglichst oft und schnell in diesen Zustand zu kommen.

Deshalb lernen wir auftretende Spannungen wahrzunehmen, sie abklingen zu lassen und mit dem Sprechen erst zu beginnen, wenn der richtige Spannungszustand in der am Sprechen beteiligten Muskulatur erreicht ist. Durch gezieltes mentales Training wird ein gutes Sprechselbstbewusstsein aufgebaut und flüssiges Sprechen im Übungsraum produziert, das nach und nach in den Alltag übertragen wird.

Es werden weder auffällige Sprechtechniken noch ein verfremdetes Sprechen eingesetzt, sondern es geht direkt in das natürliche spontane Sprechen. Mit dieser überwiegend mentalen Methode, die ihren Ursprung im Leistungssportbereich hat, können sprechmotorische Schwächen und bisherige Versagensängste gut kompensiert werden. Durch regelmäßiges Hören, Lesen und Umsetzen der autosuggestiven Leitsätze wird das Unterbewusstsein in die Richtung eines individuellen und flüssigen Sprechens gebracht.

Stottern ist oft mit Angst besetzt und kann sich über Jahre sehr verstärken. Die Befürchtung, im nächsten Moment zu stottern, kann durch das Prinzip der Nachbereitung nach und nach reduziert werden. Deshalb sollte bei Stotterereignissen im Übungsraum die Sprechabsicht aufgegeben und abgesetzt werden, weil in diesem Moment ein direkter Zugang zum Unterbewusstsein möglich ist. Nach einer kleinen Pause kann mit mentaler Vorbereitung noch einmal neu begonnen werden. Ist das Sprechen nach ein oder zwei Neustarts immer noch nicht ganz flüssig, so kann trotzdem weiter gesprochen werden. Nach einer kurzen Pause, wird auf natürliches Atmen und eine angepasste Sprechgeschwindigkeit geachtet. Das natürliche Atmen wird mit Hilfe von Wahrnehmungsübungen trainiert und später immer wieder bewusst eingesetzt, bis es sich automatisiert hat.

Die gestotterten Wörter oder Sätze, an die man sich noch deutlich erinnern kann, werden in Pausen oder spätestens am Abend alleine an einem ungestörten Ort intensiv mehrmals flüssig vor sich hin gesprochen. Die nun flüssige Sprechweise wird positiv erlebt und mit der vorherigen Situation verknüpft. Die Amygdala, das Zentrum unserer Emotionen und der Furcht, die sich in einem Teil des limbischen Systems in unserem Gehirn befindet, wird dadurch künftig gelassener auf Stotterereignisse reagieren und das Stottern weniger als bisher verstärken. Wenn die Umstände im Nachhinein als weniger verhängnisvoll oder bedrohlich eingestuft werden und in der Nachbereitung flüssig gesprochen wurde, ist bald festzustellen, dass man seinem Stottern nicht mehr hoffnungslos ausgeliefert ist, sondern schon nach kurzer Zeit sein Sprechen bewusst gestalten kann.

Stottern kann auch ohne Angst auftreten. Entweder weil es gerade zufällig passiert oder weil es durch eine unbewusste Erinnerung an ein früher gestottertes Wort ausgelöst wird.  Statt mit Anstrengung oder Ungeduld darauf zu reagieren, sollte kurz abgesetzt werden und mit Gelassenheit weiter gesprochen werden. Auch solche Situationen kann man nachbereiten und damit sein Sprechen nachhaltig stabilisieren.

Mit den sprachlichen Erfolgen verstärkt sich der Wunsch, auch Situationen nach und nach im Alltag zu meistern, denen man bisher gerne aus dem Weg ging. Durch aufklärende Gespräche in den Seminaren oder Einzelsitzungen und erreichte Erfolge können schrittweise frühere Ängste, Frustrationen, Depressionen, Vermeidungsverhalten, Scham- und Minderwertigkeitsgefühle abgebaut und überwunden werden, sofern sie durch negative Erfahrungen mit dem Stottern erworben worden sind.

Letztlich ist es möglich, ohne Einschränkungen zu telefonieren, sich an Diskussionen zu beteiligen und souverän Vorträge zu halten.

Seit 1999 hat sich diese Methode auch bei schwerst Stotternden bewährt. Durch ihre einfache Handhabung ist sie auch schon für Kinder ab 5 Jahren gut geeignet.

Einige Krankenkassen in Deutschland haben inzwischen die Behandlungskosten ganz oder teilweise übernommen und fördern durch Zuschüsse über die Landesverbände der Stotterer-Selbsthilfe die Ropana®-Seminare.

Es werden Einzelsitzungen in Erlangen und Seminare in Deutschland, Österreich und Südtirol angeboten und für LogopädInnen zusätzlich Fortbildungsveranstaltungen.
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Termine

Online-Ropana®-Stunden finden über die kostenlose Internet-Telefonie Skype (www.skype.com), mit oder ohne Video oder übers Telefon statt. Preis für 45 min. 30,- € oder für 60 min. 40,- €. Der Rechnungsbetrag kann überwiesen werden. Zu persönlich vereinbarten Zeiten werden die Ropana®-Seminarinhalte vermittelt und die Methodik trainiert.

Hier folgt eine ausführliche Beschreibung, wie die Ropana®-Methode funktioniert:

In Übungsgesprächen sollte sofort beim ersten Symptom abgesetzt und der ganze Satz geduldig so oft von vorne mit individuell vorher abgestimmter Atemführung, Verhaltensweise und Stimmlage begonnen, bis der komplette Satz letztlich völlig locker und flüssig gesprochen worden ist. Wenn es nach zwei oder drei Neustarts immer noch nicht ganz flüssig sein sollte und man fühlt, dass sich im Augenblick keine weiteren Verbesserungen erzielen lassen, kann trotzdem weiter gesprochen werden. Danach stellt sich bei vielen sofort etwas mehr Sicherheit ein, was sich sehr positiv auf das nachfolgende Sprechen auswirken kann. Das Stottern wird also nicht mehr stehen gelassen, sondern sofort bearbeitet bis sich die oder der Betroffene über ihr bzw. sein flüssiges Sprechvermögen freuen kann.

Im stressigen Alltag sind bei einem Geübten erfahrungsgemäß nicht mehr als zwei Neustarts nötig. Nach und nach werden immer mehr Situationen erfolgreich nachbereitet, bis es immer weniger werden, die noch Schwierigkeiten bereiten. Sobald eine entsprechende Grundflüssigkeit erreicht wurde, werden zusätzlich rhetorische Elemente mit eingebunden. Es werden den Situationen entsprechend angemessene Stimmlagen und Sprechgeschwindigkeiten eintrainiert, mit denen sich die oder der Betroffene voll identifizieren kann und sie deshalb auch im Alltag gerne anwendet.

Es werden Telefonate, Referate, Vorstellungsgespräche und andere anspruchsvolle Sprechsituationen unter steigenden Anforderungen je nach Entwicklungsstand eingeübt, um den Betroffenen zu einem natürlichen, selbstbewussten Sprechen und Auftreten zu verhelfen.

Welche Grundgedanken führten zur Entwicklung der Methode?

Jeder Mensch, der für sich alleine im Zimmer gut oder völlig flüssig sprechen kann, beweist sich selbst, dass er organisch dazu in der Lage ist. Jede spezifische Situation ist mit bisherigen Assoziationen gekoppelt. Manche lösen Stottern aus und manche nicht. Aber in bestimmten Situationen steigt die innere Anspannung so stark an, dass das flüssige Zusammenspiel der am Sprechvorgang beteiligten Muskeln gestört oder kurzzeitig völlig zum Erliegen gebracht wird. Führt ein Betroffener z.B. ein Übungsselbstgespräch oder liest etwas laut, und es betritt jemand das Zimmer, so passiert es sehr oft, dass das vorher flüssige Sprechen sofort ins Stottern umschlägt. Hatte sich die Erwartungshaltung des Stotternden geändert? Hatte der Übende plötzlich Angst, dass er nicht mehr flüssig weitersprechen könnte, war er nur abgelenkt worden oder ist ihm eine frühere Situation durch den Kopf geschossen, in der er gestottert hatte? Ist er jetzt ärgerlich, frustriert, irritiert oder gelassen? Jeder Betroffene wird dieses Ereignis individuell wahrnehmen, mit bisherigen Erfahrungen vergleichen, bewerten und sich merken.

Nach Erkenntnissen der Hirnforschung von Dr. Martin Sommer aus dem Jahr 2002 sind bei Stotternden die Faserstärke im linken Rolandischen Operculum weniger gut ausgeprägt wie bei Nichtstotterern, was zu einer gestörten Signalfolge und damit zu einer unzureichenden Abstimmung der am Sprechen beteiligten Areale führen kann.

Ich wundere mich deshalb nicht, dass unter erhöhten emotionalen Anforderungen die sprachliche Koordination zusätzlich erschwert wird. Durch geeignete Maßnahmen im emotionalen Bereich lassen sich aber diese Defizite gut kompensieren.

Was passiert mit meinen Emotionen?

Die Verarbeitung der Emotionen findet in der Amygdala, einem Teil des limbischen Systems, in unserem Gehirn statt. Die Amygdala ist für die emotionalen Färbungen unserer Erfahrungen und Erwartungen zuständig. Die Amygdala ist auch das Zentrum für die Furcht im menschlichen Gehirn. Jede Wahrnehmung, jeder Gedanke und jede Handlung werden durch sie emotional verglichen, emotional bewertet und eingeordnet. Sind sie uninteressant werden sie vergessen, sind sie bedeutend, werden sie abgespeichert. Angst wirkt sich dabei stärker aus als übermäßige Freude. Aber in beiden Fällen kann die Amygdala durch ihre Impulse das empfindliche flüssige Sprechmuster bei uns Stotternden stören oder völlig entgleisen lassen.

Wahrnehmungen und Gedanken werden abgespeichert und damit zu Erinnerungen, indem über Synapsen (Schaltstellen der Nervenzellen) Millionen von Nervenzellen (Neuronen) zu neuronalen Netzwerken verschaltet werden.

Erinnern bedeutet, dass die Ereignisse mit den damit gekoppelten Emotionen wieder aufgerufen werden. Viele Betroffene kennen das Phänomen, dass sie in ganz bestimmten Situationen sehr regelmäßig flüssig sprechen und in anderen stottern. Wie lässt sich das erklären? Man kann annehmen, dass bei ähnlichen Stotterereignissen und -situationen die Mikroströme über die gleichen Synapsen laufen und in jene neuronalen Strukturen münden , die das Stottern wieder auslösen. Werden die Synapsen wiederholt angesprochen, so wachsen sie und ihre Leitfähigkeit und ihre Schnelligkeit zu. Es entstehen stabile Nervenzellenverbände, die räumlich und zeitlich in einer bestimmten Art über Synapsen miteinander verschaltet sind. Man kann sie sich wie blinkende Lichterkettenverbände vorstellen.

Je häufiger ich in einer bestimmten Situation gestottert hatte, desto sicherer wurde ich mir, dass ich in derselben Situation dem Stottern hilflos ausgeliefert war. Vor lauter Angst vor dem möglichen Scheitern konnte ich nicht einmal mehr ruhig atmen, weil ich das Gefühl hatte, dass ein zu enger Panzer meinen Brustkorb zusammenpresst. Ich war außerstande in diesem Zustand fließend und locker sprechen zu können.

Wie gehe ich mit meiner Angst um?

Stottern ist oft mit Angst besetzt. Angst haben Menschen, wenn etwas unvermutet auf sie zukommt, es unbekannt ist oder bedrohlich erscheint und sie keinen Ausweg sehen. Schon allein der unbewusste Gedanke an eine frühere Situation kann die Angst in die Höhe schnellen lassen. Ich erinnerte mich in meiner Not an mir bekannte Strategien aus dem Leistungssport, um die negativen Versagensängste in konstruktive Zielgedanken umzuwandeln. Dies ist möglich durch eine Nachbereitung, d.h. dass ich mich nach der ersten Emotion besinne und versuche die Lage möglichst objektiv zu beurteilen und eine Nachbewertung vornehme.

Ich spreche die gestotterten Wörter, an die ich mich noch erinnern kann alleine an einem ungestörten Ort intensiv mehrmals flüssig nach, verstärke sie positiv und verknüpfe gedanklich diese flüssigen sprechmotorischen Muster mit der vorherigen Situation. Damit habe ich jetzt dieses vorherige Ereignis mit einem erfolgreichen Sprechen gekoppelt.

Das Gehirn unterscheidet nicht, ob ich mir etwas sehr lebhaft vorgestellt oder erlebt habe. Das Unterbewusstsein speichert das ab, was es angeboten bekommt. Wenn ich dann später wieder in die gleiche oder eine ähnliche Sprechsituation komme, versetze ich mich bewusst in die entsprechend nachbereitete und kann die damit abgespeicherten flüssigen Engramme (bleibende Spuren eines neurophysiologischen Vorgangs) immer häufiger aufrufen. Meine Amygdala wird künftig weniger in die Sprechmotorik feuern, wenn die Umstände im Nachhinein als weniger verhängnisvoll oder bedrohlich eingestuft wurden und ich in der Nachbereitung flüssig sprach. Durch den inneren Befehl, beim nächsten Mal angemessen und ruhig zu reagieren, schwäche ich das Störfeuer der Amygdala merklich ab. Je häufiger ich solche Situationen nachbereite, umso weniger vermag die Amygdala meine Sprechkoordination aus der Bahn zu werfen. Das Feuern der Amygdala stelle ich mir wie einen nicht funkentstörten Föhn vor, der den Empfang eines Antennenradios stört.

Stottern sollte mich nicht mehr ärgern, sondern ich sollte es lediglich als Handlungsbedarfssignal einstufen, nochmals nachzubereiten und mir mit freudiger Erwartung sagen: "Und auch diese Situation werde ich noch in den Griff bekommen." Also sorge ich für flüssige Sprechmuster, mache sie mir sehr bewusst und stufe sie als sehr wichtig für meinen weiteren Überlernprozess ein. So kann ich alte Stotterstrukturen allmählich durch flüssige Sprechmuster ersetzen.

Wie lerne ich natürlich zu sprechen?

Das Sprechen soll sich so natürlich wie möglich anhören und auch selbst so empfunden werden. Nur eine völlige Identifikation mit den verflüssigenden Elementen sichert auf Dauer die Motivation, das Üben lange genug aufrecht zu erhalten. Um flüssige Sprechmuster einzuspeichern, wird in Übungsgesprächen sofort beim ersten Stottern abgesetzt und der ganze Satz ein paar Mal von vorne mit individuell vorher abgestimmter Atemführung, Verhaltensweise und Stimmlage neu begonnen bis der komplette Satz möglichst locker und flüssig gesprochen worden ist. Wenn es nach zwei oder drei Neustarts immer noch nicht ganz flüssig sein sollte, kann trotzdem weiter gesprochen werden. Ganz wichtig ist hierbei, dass der Betroffene so übt, wie er auch später im Alltag sprechen will. Wer daheim im Dialekt flüssig sprechen will, muss das gezielt eintrainieren. Hochdeutsch und Dialekte haben ihre eigenen Sprechmelodien und Rhythmen und müssen daher gesondert einprogrammiert werden.

Bei Angst vor bestimmten Buchstaben, Lauten oder Wörtern hat sich die Methode schon gut bewährt. Bei einigen Betroffenen steigt zwar erst die Angst, wenn sie schwierige Wörter wiederholen sollen, aber nach und nach verflüchtigt sich dieses Gefühl, wenn sich durch die Nachbereitung flüssiges Sprechen einstellt. Es werden nur Elemente in die Nachbereitung eingebaut, die der Verflüssigung des Sprechens dienen und auch als Hilfe dankend angenommen werden.

Zu den wesentlichen Elementen gehören die Kontrolle über die natürliche Atmung, genügend Zeit für die Sprechplanung, kontrollierter Sprechbeginn, auf die Situation abgestimmte Sprechgeschwindigkeit und bei Fortgeschrittenen die Sprechmelodie, Artikulation, Betonung, angepasste Lautstärke, Körperhaltung und Konzentration auf die innere Wahrnehmung. Durch mehrfache Nachbereitungen, die mit einer Videokamera aufgezeichnet und in Ruhe analysiert werden, eröffnen sich für die Betroffenen ungeahnte Erfahrungen und erlauben ein objektiveres Einschätzen der umgesetzten Verhaltensweisen und beschleunigen dadurch die Fähigkeit der Betroffenen, mehr Kontrolle über ihr Sprechverhalten zu gewinnen.

Warum sind gezielte Wiederholungen so effektiv?

Wer sich wirklich die Zeit gönnt, gestotterte Sätze vollständig nachzubereiten, wird feststellen, dass sich das Sprechen von Mal zu Mal verflüssigt. Erstens konnte der Gesprächsinhalt schon mitgeteilt werden, und zweitens sorgt die innere Einstellung, es so oft wie nötig ohne Zeitdruck zu wiederholen, für eine entspannte Atmosphäre. Wenn der nächste Satz erst gesprochen wird, nachdem der vorhergehende durch entsprechende Wiederholungen flüssig erlebt und im Kurzzeitgedächtnis abgespeichert wurde, kann dieses flüssige Sprechmuster vom Unterbewusstsein bevorzugt wieder aufgerufen und verwendet werden. Die Praxis zeigt, dass im Übungsraum oft schon nach zwei bis drei Nachbereitungen ein ungewöhnlich flüssiges Sprechen eintritt und kaum noch weitere Nachbereitungen nötig sind.

Um möglichst ökonomisch arbeiten zu können, vergleicht das Unterbewusstsein ständig Situationen. Sind diese bekannt, so verhält sich das Unterbewusstsein genauso wie bisher. Diese automatisierten Reaktionen sparen Zeit. Neue Entscheidungen zu treffen, kostet Zeit und Energie und das spart sich das Unterbewusstsein, um blitzschnell und mit möglichst wenig Energieeinsatz reagieren zu können. Unerwünschte Reflexbögen von gelernten Verhaltensweisen umzuorganisieren ist deshalb nur mit hoher Konzentration und großem Energieaufwand möglich. Einen eingefahrenen Regelkreislauf zu durchbrechen oder sich anders als bisher zu verhalten, ist nur mit regelmäßigen, zielgerichteten Korrekturen zu erreichen.

Können Wiederholungen auch Spaß machen?

Viele Betroffene haben von ihrer Kindheit her eine Aversion gegen Ratschläge mit ermahnendem Unterton wie: "Jetzt fang doch noch einmal richtig an", "hole doch erst einmal tief Luft", "sei doch nicht so hektisch", "bleibe doch ruhig, wir hören dir ja zu" usw. Diese Ratschläge allein genügen aber in den seltensten Fällen, um das Stottern zu vermeiden und werden oft als Bevormundung empfunden, wenn der Betreffende genau fühlt, dass sich jetzt keine Entspannung einstellen würde, um flüssig sprechen zu können. Das mangelnde Vermögen, die eigene Erwartungshaltung und die der anderen zu erfüllen, mündet leicht in Hilflosigkeit, Frustration, Wut, Aggressionen und noch Schlimmerem. Erst wenn der Verstand eines Erwachsenen sich für das Nachbereiten, das gezielte Wiederholen von unflüssigen Passagen, freiwillig entscheidet, weil er den Sinn des Lernprinzips darin erkennt, kann sich alles neu ordnen und zur vollen Blüte entfalten. Die früheren Ratschläge wären an sich gut, aber es kommt sehr auf die eigene Einsicht und die richtige Reihenfolge der Elemente an.

Wenn ich einen Sinn in diesen Elementen sehe und sich die ersten Erfolge einstellen, werde ich auch zu regelmäßigen gezielten Wiederholungen bereit sein und vielleicht sogar Spaß daran finden.

Wenn ich mich z.B. für eine Andacht vorbereite, lese ich gerne die entsprechenden Bibelstellen mehrfach laut und mit verschiedenen Betonungen vor mich hin, um später die Tragweite der Worte besonders gut hinüberbringen zu können. Die schon erfahrenen positiven Rückmeldungen beflügelten mich sehr.

Wie kann ich lernen, mein Sprechen besser zu steuern?

Wenn ich z.B. etwas fragen will, kann ich mir ohne weiteres drei Sekunden Pause gönnen, bevor ich meinen Atem kommen lasse und dann ruhig und klar meine Frage stelle. Bei einem Symptom könnte ich sofort absetzen, mir noch mehr Zeit nehmen, meinen Atem noch sanfter kommen lassen und evtl. noch etwas langsamer die Frage starten. Wenn ich dann erfolgreich war, merke ich, dass ich mit diesen Elementen mein Sprechen sehr viel besser steuern kann, als wenn ich ohne jede Vorbereitung in eine Fragesituation stolpere. Da ich bisher in Stottersituationen selten oder nie wahrgenommen habe, dass beim Einatmen sich der Atem kühl anfühlt, wenn er sanft über die Zunge, an den Mundschleimhäuten vorbei und in die lockere Kehle streicht, kann ich ihn jetzt bewusst mit flüssigem Sprechen in Verbindung bringen. Wenn ich flüssig Sprechen will, weil es mir jetzt besonders am Herzen liegt, brauche ich nur an den kühlen Atem zu denken und die Wahrscheinlichkeit wird sehr groß sein, mein Ziel in absehbarer Zeit erreichen zu können.

Wer den Versuch von Pawlow kennt, der einem Hund das Fressen hingestellt und dabei gleichzeitig eine Glocke geläutet hatte, weiß, dass nach einiger Zeit dem Hund beim alleinigen Läuten der Glocke das Wasser im Mund zusammenlief, obwohl dieser nichts zu fressen bekam.

Aus dem Sport ist in Fachkreisen bekannt, dass vorgeschaltete, sich immer wiederholende Handlungen, wie das Tippen des Balles, das lockere Drehen des Schlägergriffes in der Hand oder das Hin- und Herwiegen des Körpers vor dem Aufschlag, Ruhe ins Spiel bringen. Durch diese Zeremonien wird die Aufmerksamkeit auf etwas Neutrales, Bekanntes gelenkt und erst aus dieser Ruhe heraus wird die eigentliche Zielbewegung gestartet. Wichtig ist dabei, dass diese Rituale nicht nur praktiziert werden, wenn es besonders wichtig wird, sondern immer. Wenn ich sie unregelmäßig mache, kann keine eindeutige Zuordnung im Gehirn geschaltet werden. Nur wenn mein Gehirn eindeutige Signale mit einer hohen Wiederholungsrate erhält, entsteht dieser gewünschte, beruhigende Effekt.

Wenn ich über Wochen meine kurze Besinnungspause, den kühlen Atem und das angepasste Sprechtempo in dieser Reihenfolge immer wieder eingesetzt und mit flüssigem Sprechen gekoppelt habe, genügt es irgendwann, nur noch an ein Element zu denken. Ich lenke meine Aufmerksamkeit z.B. auf den kühlen Atem und es werden die anderen Elemente automatisch zugeschaltet. In der Endstufe spreche ich das aus, was ich sagen will, ohne etwas bewusst einzusetzen. Mein Unterbewusstsein sorgt selbständig für einen natürlichen Sprechfluss.

Was hat Sport mit Sprechen zu tun?

Jeder Weltklassetennisspieler macht Fehler, aber es wird letztlich derjenige erfolgreicher sein, der gelernt hat, sie schneller wegzustecken. Wer nicht über seine Fehler nachtrauert, sondern zielgerichtet nach vorne schaut, kommt eher aus seinem Tief heraus und findet entsprechend eher zu seiner alten Stärke zurück Für den mental Trainierten ist der nächste Ball immer der wichtigste. Auf den will er sich innerlich möglichst gut vorbereiten und schafft damit die günstigsten Voraussetzungen, um erfolgreich zu werden. Je schneller ich meine Fehler abhaken kann, umso weniger können sie meinem Selbstbewusstsein etwas anhaben. Negative Gedanken ersetze ich sofort durch positive und spreche sie am besten aufmunternd vor mich hin. Wie oft erleben wir Tennisspieler sagen: "Komm", um sich selbst aufzubauen oder sogar anzutreiben, wenn nicht nur die Kräfte sondern auch die Konzentration nachlassen.

Den Kopf hängen zu lassen oder sich selbst zu beschimpfen wird nie eine Formschwankung überwinden helfen. Erst wenn ich von dieser negativen Schiene heruntergekommen bin, kann ich wieder zu meiner Höchstform finden. Es gab noch keinen geraden Weg zur Weltspitze, jeder Weltranglisten erste musste sehr, sehr lange trainieren. Jeder hatte Verletzungspausen, persönliche Probleme, Formschwankungen, Motivationseinbrüche und viele Niederlagen einzustecken. Nur wer diesen langen Weg entschlossen gehen konnte und nicht aufgab konnte sein Ziel erreichen.

In Tennislehrerkreisen wird behauptet, dass ein Spieler, der sich über Jahre hinweg eine abgehackte und verkrampfte Aufschlagbewegung (von oben) angewöhnt hat, nie mehr eine flüssige, lockere und dynamische Kehre (Schleifenbogen hinter dem Rücken) lernen kann. Durch das bewusste ständige Wiederholen eines neuen Bewegungsansatzes mit vielen behutsamen Steigerungen gelang es einer 17- und einem 65- jährigen innerhalb eines knappen Jahres, den Aufschlag entgegen der üblichen Lehrmeinung komplett umzustellen. Erstaunlicherweise blieb die neue Bewegung nicht nur im Trainingsmatch, sondern auch im Wettkampfspiel, in dem der Erfolg mehr als die gute Technik zählt, stabil. Gerade unter dem eigenen hohen Erwartungsanspruch, also auch unter Druck erfolgreich zu sein, bricht oft schnell die flüssige Koordination zusammen. Eine sehr gute feinmotorische Koordination erscheint mir sowohl beim Tennis als auch beim Sprechen eine der wichtigsten Grundlagen zu sein. Dass bei der Jugendlichen Tennisspielerin die Umstellung gelang, ist vielleicht kein so großes Wunder, weil sie sich noch in der Lernentwicklungsphase befindet. Aber dass ein 65-jähriger, der über 30 Jahre hinweg mit kleineren Unterbrechungen bei seinen Spielen immer wieder mit einer abgehackten und verkrampften Bewegung aufgeschlagen hatte, innerhalb von 11 Monaten einen flüssigen, schnellen Aufschlag erlernt hat, versetzt sogar Fachleute in Staunen.

Als ich meinen Rentner während einer Videoaufnahme bat, zum Vergleich absichtlich seinen alten verkrampften Aufschlag zu demonstrieren, war er nicht mehr dazu in der Lage. Er selbst war fassungslos, dass es ihm auch beim zweiten Versuch nicht mehr gelang. Er hatte inzwischen so oft die neue Bewegung inzwischen ausgeführt, dass sich das alte neuronale Muster zurückgebildet hatte und an dessen Stelle ein neues Engramm entstanden ist.

Mir wurde bewusst, dass ich mich seit vielen Jahren in meiner Tennisschule ständig mit dem Vermitteln von komplexen Lerninhalten und Strategien unter z.T. hohen emotionalen Anforderungen beschäftige und sich mir plötzlich so viele Parallelen zwischen der Sprech- und der Sportmotorik im Sport offenbarten. Sprechen ist für mich eine sowohl vom Bewusstsein als auch vom Unterbewusstsein steuerbare Bewegung der am Atem- und Sprechvorgang beteiligten Muskeln. Im Sport, wie auch beim Sprechen habe ich gelernt, dass ich nur durch regelmäßiges und engagiertes Training ein Höchstmaß an Lockerheit und Kontrolle erreichen kann. Und ich erkannte, dass ich beim unbewussten Zurückfallen in ein unerwünschtes Bewegungsmuster sofort bewusst das gewünschte Muster einsetzen muss. Dabei ist es besonders effektiv, wenn ich die gleiche Situation noch einmal herbeiführe und willentlich das gewünschte Muster einsetze und mir den Erfolg durch Eigenlob positiv verstärke. Nach einem Fehler ist es gut, es mehrfach hintereinander richtig zu machen, damit die gewünschten Muster die Überhand gewinnen.

Wann kam mein ganz großer Durchbruch?

Auf das Verflüssigen meines früher sehr ausgeprägten tonischen und konischen Stotterns bezogen, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es nicht ausreicht nur ein Wort nachzubessern. Der Satz wird nicht vollständig als natürlich und flüssig abgespeichert und es besteht die Gefahr, dass ich immer wieder an der gleichen Stelle scheitern werde. Mit der zeitsparenden Version, nur das gestotterte Wort isoliert zu wiederholen, kam ich nicht so weit wie ich wollte. Zwar verständlich, aber zeitweise doch recht holperig mit kleinen Blocks zu sprechen war mir zu wenig. Ich spürte noch mehr Potential in mir. Ich habe erst den ganz großen Durchbruch erfahren dürfen, als ich bereit war, den gesamten Satz, auch wenn er noch so lang war, als gesamte Einheit so oft zu wiederholen, bis er flüssig war. Und wenn er dann schon ganz flüssig war, habe ich in Übungsgesprächen, allerdings nicht im Alltag, die Wiederholungen fortgesetzt bis auch der Tonfall, die Artikulation und Sprechgeschwindigkeit so eingestellt waren, wie ich letztlich in meiner Zielvorstellung sprechen wollte. So lernte ich, auch meine Emotionen angemessen auszudrücken. Das Gelingen dieses optimierten Satzes habe ich bewusst positiv verstärkt und mir den inneren Befehl gegeben, genauso natürlich weiter zu sprechen. Bei konsequenter Nachbereitung eines jeden Satzes zu Beginn eines Übungsgespräches oder -telefonates habe ich plötzlich gemerkt, dass ich nach wenigen Gesprächen kaum mehr wiederholen musste.

Nach 11 Monaten war ich in sehr vielen Situationen nahezu völlig symptomfrei und seit Oktober 1998 trotz ein paar kleiner Rückschläge in extrem stressigen Situationen sehr stabil und belastbar. Reden, Vorträge und Moderationen von Diskussionen bereichern inzwischen mein Leben. Meine frühere panische Angst vor dem Telefonieren hat sich inzwischen in Sprechfreude gewandelt, und ich genieße die Effektivität von Konferenzschaltungen.

Wie schaffe ich es auch im Alltag?

Im Übungsraum werden die emotionalen Anforderungen erhöht und mit Erfolgserlebnissen gekoppelt. Es erfolgt eine Steigerung bis auf das Niveau von Alltagssituationen. Erst wenn das gewachsene Sprechselbstbewusstsein eine flüssige Sprache im Alltag erwarten lässt, werden bewusst Herausforderungen ausgesucht. Dort sind anfangs wiederholte Nachbereitungen nötig. Sie können, wenn nicht anders möglich, auch erst nach der abgeschlossenen Sprechsituation erfolgen. Mithilfe einer Checkliste mache ich mir die bewussten und unbewussten Stressfaktoren klar. Durch Analyse und Neubewertung der Situation und den damit verbundenen Stressfaktoren werden die noch gemerkten, gestotterten Sätze für sich alleine an einem ungestörten Ort so oft nachbereitet, bis sie flüssig gesprochen, selbst verstärkt und abgespeichert wurden. Dabei kann ich auch noch meine Stimmlage, meine Betonungen und meine Wortwahl, ja sogar meine Verhaltensweise optimieren. Diese Nachbereitung sollte dann so oft wiederholt werden bis sich das Gefühl einstellt, die entsprechende Situation in Zukunft flüssig und sicher bewältigen zu können. Somit erfolgt eine innere Voreinstellung auf eine ähnliche, künftige Sprechsituation.

Durch selbständiges, tägliches Training werden mit dieser Methode viele flüssige Sätze erlebt und in den mittelfristigen Speicher abgelegt. Über Wochen und Monate gelangen diese flüssigen Sprechmuster mit den damit gekoppelten Erfolgserlebnissen in das Langzeitgedächtnis und können dort auch sehr starke frühere Stottererlebnisse und - dem sprachlichen Versagen ab. So kann sich Sprechangst sogar in Sprechfreude umwandeln. Aus Scham, Wut und Hilflosigkeit können durch Erfolgserlebnisse immer häufiger Stolz, Freude und Sicherheit werden. Das erhöht die Einsatzbereitschaft und das Üben fällt immer leichter.

Kann ich meinen Überlernprozess erleichtern?

Durch regelmäßiges lautes Lesen von derzeit 69 positiv formulierten Sätzen kann sich mein Sprechen noch schneller verflüssigen und stabilisieren. Diese inneren Befehle erinnern und motivieren mich immer wieder, meinen erfolgversprechenden Weg weiter zu verfolgen. Zu diesen Sätzen gehören z.B.: "Ich beginne jedes Gespräch besonnen. Ich beginne immer mit voller Stimme. Nach drei Sekunden Pause lasse ich meinen kühlen Atem angemessen kommen. Ich lasse mir so viel Zeit wie ich brauche. Ich spreche ruhig und kontrolliert. Ich habe eine angenehme Stimmlage. Ich wähle mein Sprechtempo der Situation entsprechend aus. Mein tägliches Üben wird belohnt. Ich lasse meinen Überlernprozess in Ruhe reifen. Ich spüre eine traumhafte Leichtigkeit in meinem Sprechen." Diese und andere Sätze früh und abends je ca. fünf Minuten mit hoher Intensität laut gesprochen erhöhten meine Motivation, stärkten mein Durchhaltevermögen stellten die gewünschten Sprechparameter ein.

Inzwischen bekommen meine Seminarteilnehmer eine CD geschenkt, auf der die Leitsätze aufgesprochen und mit meditativer Musik untermalt worden sind. In den Pausen zwischen den einzelnen Sätzen können sie bequem nachgesprochen werden können. Man kann sich aber die CD einfach auch nur zu Hause oder auf der Autofahrt zum Arbeitsplatz anhören. Diese CD ist äußerst beliebt.

Inzwischen wende ich diese Autosuggestion nur noch gelegentlich zur Vorsorge an, wenn ich Lust darauf habe oder ich mich dabei entspannen will. Wer sich mit der begleitenden Autosuggestion anfreunden kann, wird sein Ziel nicht nur leichter sondern auch eher erreichen.

Wie gehe ich mit Rückfällen um?

Stottern wird immer wieder einmal im Alltag auftreten, da es sich aber nachbereiten lässt, brauche ich mich nicht mehr zu ärgern, sondern kann es als Rückmeldung akzeptieren, wie weit ich im Augenblick bin. Oft wird nach einer Therapie die gewonnene Sprechfertigkeit als normal angesehen und nicht besonders zur Kenntnis genommen. Manch einer mag denken:" ich habe schließlich hart dafür gearbeitet." Wenn der Transfer in einer Situation, in der ich an ein früheres Stotterereignis erinnert wurde, nicht klappt, sind die Frustrationsgefühle unter Umständen ganz massiv und schnell da und werden ungerechtfertigt als Rückfall eingestuft. Die negativen Gefühle gewinnen sehr leicht die Überhand und ich kann mir nur helfen, indem ich eine möglichst emotionslose Analyse der Situation mache. Wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich mir vielleicht sogar eingestehen, dass es trotzdem schon besser als früher war.

Mit Hilfe der Nachbereitung darf ich mir mein Stottern jederzeit verzeihen und brauche mich nicht mehr zu schämen oder zu grämen, denn ich arbeite ja entschlossen daran, mein Stottern in den Griff zu bekommen. Menschen, die sichtlich an sich arbeiten und sich ihrer Aufgabe stellen, werden in unserer Gesellschaft geachtet, ja oft sogar bewundert. Fehler, Lernplateaus, in denen es scheinbar nicht mehr weiter vorangeht, aber das Gehirn doch weiter arbeitet, um die Erfahrungen neu zu ordnen, Formschwankungen und Rückschläge kommen immer wieder vor und gehören zu jedem komplexen Lern- und Überlernprozess und zum Leben dazu. Bei regelmäßigem Training treten starke Rückfälle meistens nur unter ungewohnt hohen emotionalen Anforderungen auf. Mit verstärkter Nachbereitung kann dies aber innerhalb von Tagen wieder aufgefangen werden.

Wenn ich akzeptiere, dass Fehler, Lernplateaus, Formschwankungen und Rückschläge meinen Lernprozess begleiten werden, haben sie keine Macht mehr über mich. Wenn ich auf ihr Auftauchen gefasst bin und einen Lösungsweg klar vor Augen habe, hat auch Angst keine Grundlage mehr. Rückfälle können meinen Überlernprozess zwar kurzfristig verzögern aber wenn ich konsequent weiterübe, lässt sich der Erfolg überhaupt nicht mehr aufhalten.

Roland Pauli steht persönlich oder telefonisch unter +49 (0)9131 60 15 61 und Handy: +49 (0)151 18 10 69 52 (Mo.- So. 9-22 Uhr) in solchen Fällen unentgeltlich zur Verfügung.

Wie oft soll ich üben?

Da es sich hier um einen Überlernprozess handelt, muss täglich geübt werden. Am besten immer früh und abends, weil da das Unterbewusstsein am weitesten geöffnet ist. Versuche dich so oft wie möglich an die Methode zu erinnern und setze sie bewusst ein. Wenn du im Alltag scheiterst, gehe zurück in den Schonraum, um deine Sicherheit wieder aufzubauen. Suche dir im Alltag einfache Situationen, in der du eine echte Erfolgsaussicht hast. Überfordere dich nicht. Jedes Stottern nährt die alten Strukturen und jeder flüssige Satz, auch wenn die Anforderungen nur bescheiden wachsen, wird dein Sprechen verflüssigen und stabilisieren. Die Aussagen: "mit Stumpf und Stiel ausrotten" und "wehret den Anfängen" kommen mir dabei immer wieder in den Sinn.

Synapsen, die nicht mehr angesprochen werden bilden sich zurück, während wiederholt angesprochene Synapsen wachsen und für stabilere neuronale Netzwerke sorgen. Je stabiler dein flüssiges Sprechen werden wird, umso besser wirst du auch unter hohen Stressanforderungen sprechen können. Verzeihe dir Misserfolge immer wieder, sei mit dir selbst geduldig und freue dich über jeden kleinen Fortschritt. Jeder noch so kleine Fortschritt schenkt neue Motivation.

Wann kann ich mit Erfolg rechnen?

Da Stotterstrukturen über Jahre und Jahrzehnte ihre Spuren im Gehirn hinterlassen haben, ist eine dauerhafte Besserung nur möglich, wenn man ein bis mehrere Jahre trainiert. Aber schon nach einem Monat kann ein deutlicher Erfolg erwartet werden. Viele konsequente Seminarteilnehmer telefonieren inzwischen gerne, erledigen Behördengänge selbständig, halten Referate und haben erfolgreiche Vorstellungsgespräche absolviert.

Einige haben inzwischen Selbsthilfegruppen in ihren Städten ins Leben gerufen und geben ihre Erfahrungen gerne an andere Betroffene weiter.

Den schnellsten Erfolg wirst du haben, wenn du deine Fortschritte nicht täglich und wöchentlich argwöhnisch beäugst, sondern deinen Überlernprozess in Ruhe reifen lässt. Wie heißt es so schön? "In der Ruhe liegt die Kraft."

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